Anfang Oktober war ich in der Paulinen Asklepios Klinik in Wiesbaden. Professor Dr.Knauf hatte zum 52. Memory-Clinic-Gespräch eingeladen. Das Thema lautete „Auto-Immuntherapie bei der Alzheimer Erkrankung“. Der Referent war Professor Dr. Lutz Fröhlich. Er ist der Leiter der Abteilung für Gerontopsychatrie am „Zentralinstitut für Seelische Gesundheit“ an der Medizinischen Fakultät Mannheim und ist an der Universität Heidelberg tätig.
Zuerst stellte Dr. Fröhlich den weltweiten wissenschaftlichen Forschungsstand der Immuntherapie bei Demenz vor. Sein Fazit war: Trotz vieler interessanter Ansätze scheinen die Wissenschaftler mit ihrer Forschung bisher noch keine zuverlässige Behandlungsmethode gegen die Alzheimer Demenz (AD) gefunden zu haben. Andererseits machen die zahlreichen Forschungsergebnisse heute eine deutlich bessere und frühere Diagnostik möglich. Damit kann jemand, der z.B. ein Nachlassen seiner Gedächtnisleistung und der Aufmerksamkeit bemerkt, feststellen lassen, ob dies bei ihm zum ganz normalen Verlauf gehört oder sich langfristig eine Alzheimer Demenz entwickeln wird.
Das hat den Vorteil, dass jemand, bei dem eine beginnende Alzheimer Demenz ( MCI -Mild Cognitiv Impairment ) diagnostiziert wurde, frühzeitig ein passendes Medikament verordnet bekommen kann. Dazu gewinnt er in dieser Zeit mehr Lebensqualität und kann sich beruflich und privat langsam auf die Veränderungen einstellen.
Als Beispiel für die frühe Diagnostik bei einem Verdacht auf eine dementielle Entwicklung erwähnte Dr. Fröhlich die Untersuchung des Gehirnwassers, dem Liquor. Stellt der Arzt im Liquor eine überdurchschnittliche Veränderung fest, dann wird sich bei 90 % der untersuchten Menschen aus der anfänglichen milden kognitiven Beeinträchtigung in einem Zeitraum von ca. 10 Jahren eine Alzheimer Demenz entwickeln.
Das Plädoyer von Dr. Fröhlich ließ die Zuhörer erkennen, dass er versuchte, den Zuhörern die Angst vor der Antwort auf unbequeme Fragen zu nehmen: „Werde ich Alzheimer Demenz bekommen?“ oder „Hat mein Partner, meine Mutter, mein Vater, meine Freundin vielleicht Alzheimer Demenz?“ und „Was kann ich tun, um Klarheit zu bekommen?“
Daher rege ich Sie dazu an, nicht wegzuschauen oder sich über ungewohnte Fehler bei sich oder anderen zu ärgern. Wenn Sie bei einem Ihnen nahestehenden Menschen den Beginn einer dementiellen Entwicklung vermuten, sprechen Sie offen darüber und vermeiden Sie unsachliche Selbstdiagnosen. Befürchten Sie es bei sich selber, finden Sie im Internet eine sogenannte „Memory Klinik“ oder eine „Gedächtnis – Sprechstunde“ in Ihrer Nähe heraus.
Dort können Sie sich von Fachleuten beraten und fachmännisch untersuchen lassen. Möglicherweise machen Sie sich unnötige Sorgen, und der Grund für Ihre Symptome liegt in einer völlig anderen körperlichen Veränderung oder ist die Auswirkung einer anstrengenden Lebensphase. Es liegt in Ihrer Hand, ob Sie mit einer unnötigen, unterschwelligen Angst vor Demenz leben wollen, oder ob Sie erleichtert darüber sind, dass Sie ab jetzt noch viele gute Jahre vor sich haben können. Machen Sie das Beste daraus!